Der Klimawandel ist auch in Rheinland-Pfalz spürbar. Ein vorsorgender Klimaschutz stellt sicher, dass die Anpassungsfähigkeit unserer Umwelt erhalten bleibt. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch an die Folgen des Klimawandels anpassen – auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Aussagen. Welche Effekte, Risiken und Chancen der Klimawandel in Rheinland-Pfalz haben kann und welche möglichen Anpassungsoptionen daraus ableitbar sind, wird im Rahmen des Projektes KlimLandRP – Klima- und Landschaftswandel in Rheinland-Pfalz – untersucht. 

Der Klimawandel und die Anpassung daran werden wichtige Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein. Höhere Durchschnitts­temperaturen, häufigere Extremwetterereignisse und Naturphänomene wie früher begin­nende und längere Vegetationszeiten (Phänologische Uhr für Rheinland-Pfalz) sind Indizien für bereits eingetretene klimatische Ver­änderungen – auch in Rheinland-Pfalz.. 

Im Klimabericht Rheinland-Pfalz 2007 (Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz 2007) wurden zahlreiche Fakten zum aktuellen Klimawandel zusammengestellt. So hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur von 1901 bis 2008 um 1,1 °C erhöht. Vor allem die Winter sind je nach Region um bis zu 2 °C wärmer geworden, was bereits auf erhebliche Veränderungen der Umwelt­bedingungen hindeutet. Westwindwetterlagen sind in den letzten 50 Jahren tendenziell häu­figer geworden, verbunden mit einer Erhöhung der mittleren Niederschläge im Winter, insbe­sondere in den Mittelgebirgslagen Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald. Im Sommer dagegen sind die Niederschläge im selben Zeitraum in den meisten Naturräumen zurückgegangen. Bei aller Unsicherheit über das künftige Ausmaß der Veränderungen der Temperatur und des regionalen Niederschlags werden sich die beobachteten Trends nach den vorliegenden regionalisierten Klimaprojektionen auch künftig fortsetzen. Generell erscheint es ange­bracht, sich auf häufigere Extremwetterereignisse wie zum Beispiel stärkere und länger an­haltende Hitzeperioden einzustellen. 

Im biotischen Bereich lässt sich die erwartete klimabedingte Zuwanderung von Arten aus südlichen Verbreitungsräumen bereits nachweisen, z.B. bei klimasensitiven Libellenarten. Arealerweiterungen und Populationszunahmen sind auch bei Wärme liebenden Vogelarten wie dem Bienenfresser feststellbar. Im Wald haben die sturmbedingten Schadholzmengen zugenommen, wie die Holzeinschlagsstatistiken der letzten Jahre belegen. Häufigere warm-trockene Vegetationsperioden in den letzten 15 Jahren haben bei Waldbäumen Stresssitua­tionen bewirkt, die z.B. bei der Baumart Fichte zu erhöhtem Borkenkäferbefall geführt haben.

An unvermeidbare Folgen des Klimawandels wird es spezifische Anpassungen (Adaption) geben müssen. Voraussetzung hierfür sind Kenntnisse über die Vulnerabilität in den ver­schiedenen Umweltsektoren und Landschaftsräumen. Einige Beispiele sollen die Zusammenhänge verdeutlichen: In der Landwirtschaft wird ein steigender Beregnungs­bedarf gesehen; gerechnet wird auch mit vermehrten Trockenschäden und dem häufigeren Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen in Land- und Forstwirtschaft. Bereits heute sind Ertragseinbußen infolge zu hoher Temperaturen und eingeschränkter Wasserver­sorgung festzustellen. Beobachtet wird auch schon das vermehrte Auftreten von Schad­erregern (Mäuseplage 2007; im Wald verstärkter Befall u.a. durch Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner). Im Bereich Naturschutz werden Veränderungen des Arten­spektrums und Arealverschiebungen erwartet. Es sind also vorsorgende, auf Risikomini­mierung abzielende Planungen gefordert, die über erkennbare Veränderungen und ihre Implikationen informieren.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich in den einzelnen Umweltsektoren eine Vielzahl von Forschungsfragen. In der Land- und Wasserwirtschaft ist z.B. die klimasensitive Bereg­nungssteuerung ein zentrales Thema. Die Landwirtschaft erwartet außerdem Erkennt­nisse zu geeigneten Fruchtarten und Sorten sowie zu klimaangepassten Dünge­strategien. Im Weinbau stellt sich die Frage, welche Rebsorten auf welchen Standorten künftig geeignet sein werden und wie die Typizität der rheinland-pfälzischen Weine erhalten werden kann. Die Forstwirtschaft muss sich u.a. mit der Frage befassen, wie sich der Wasserhaushalt von Waldstandorten verändern könnte und welche Baumarten folglich auf welchen Standorten geeignet sein werden. Bezogen auf den Arten- und Biotopschutz ist noch zu wenig über die Abläufe und funktionellen Zusammenhänge innerhalb von Popula­tionen und Lebensgemeinschaften bekannt: Werden sich wärmetolerante Lebensräume nach Norden und in die Höhe ausbreiten und welche dynamischen Veränderungen von Lebensräumen und daran gebundenen Lebensgemeinschaften sind zu erwarten? 

Das Projekt zielt auf ein zukunftsorientiertes Landschaftsmanagement ab, das Schutz und Nutzung unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels integriert. Insofern müssen zunächst möglichst repräsentative und belastbare Erkenntnisse erarbeitet werden, um durch flexible Anpassungsoptionen die Unsicherheit bzw. das Risiko zu verkleinern.

 

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